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Mensch & Kosmos
Astrologie & Sinn
11. Sept. 2001
Gestalt-Therapie
spirit. Therapie
Buch-Präsentation

 

Seite 19
Buch-Präsentation:

Astrologie, Psychotherapie und Spiritualität

Verlag videel · 221 Seiten, kartoniert · 17,80 EUR · ISBN 3-9335111-02-9
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Teil I - Hierarchie der Welten

4. Kapitel:
Die Integration psychologischer und spiritueller Ansätze in die hiesige astrologisch-therapeutische Arbeit

4.2. PSYCHOLOGIE (ICH-STÄRKE)
       SPIRITUALITÄT (EGO-TRANSZENDENZ)

4.2.2. ICH-STÄRKE ALS
          „DIENER GANZHEITLICHEN LEBENS“


Das Vorhandensein der Pole Welt-Verhaftung und Weltflucht in jedem von uns ist aber aus meiner Warte heraus nur der verzerrte Spiegel einer eingeborenen Sehnsucht sowohl nach Ich-Stärke als auch nach Ego-Transzendenz - zwei Facetten, die erst zusammen das schöpferische Paradox unseres Lebens-Mysteriums erfüllen. Auf der jeweiligen Erscheinungsebene der hier behandelten Bewußtseins-Phänomene gibt es aber gleichzeitig auch eine ganz klare Unterscheidung in der tieferen Bedeutung dieser beiden Begriffe:
  • Das Ich (Ego) hat die Funktion, alle äußeren Lebensbelange des Individuums in dieser irdisch-materiellen Welt zu meistern.
  • Ich- bzw. Ego-Transzendenz ist ein Prozeß der inneren Loslösung von der Verhaftung an die äußere Welt der Erscheinungen.
Das ist ein klarer Unterschied, aber kein zwangsläufig unüberbrückbarer Gegensatz. Der Unterschied liegt in der jeweiligen Funktion für die ganzheitliche Entwicklung des Individuums. Das Meistern des äußeren Lebens muß nicht heißen, daß man diesem „mit Leib und Seele“ verfällt. Es kann ebenso von einer inneren Führung inspiriert sein.

Dabei wird das Ego zum ein- und untergeordneten „Diener ganzheitlichen Lebens“ und gibt seine angemaßte Vormachtstellung auf - ohne gleichzeitig sich selbst und damit seine Funktion für das ganzheitliche Leben aufzugeben.

In Abgrenzung zu dieser Definition beobachte ich aber immer wieder, und das auch auf einer breiten Skala der Therapeutenszene jeglicher Couleur (mehr rational oder mehr esoterisch), daß unter Ego-Transzendenz (bewußt oder unbewußt) nur all zu oft eine Vorstellung der „Auflösung des Ego“ gehätschelt wird.

Ist nun „jeder seines Glückes Schmied“ oder sollen wir unser Schicksal annehmen? Das Glück, das einzig aus der Ego-Instanz heraus entwickelt und geschaffen wird, ist in der Regel sehr labil und anfällig für „die Winde organisch-sich-entwickelnden Lebens“. Wenn wir uns andererseits aber vom „Fluß des Lebens“ völlig passiv treiben lassen, ohne dabei irgendwelche aktiven Schwimmbewegungen selbst zu vollziehen, werden wir möglicherweise niemals in die vom Hauptstrom angezeigte Richtung gelangen können. Es könnte nämlich sein, daß wir auf eine Sandbank auflaufen, in Ufernähe uns in einem überhängenden Gestrüpp verfangen, in einen Strudel geraten oder zu weit an den Rand kommen und dabei - leider knapp verfehlt - in einen toten oder unbedeutenden Nebenarm hineintreiben. Nur wenn wir aktiv mit dem Strom mitschwimmen, sind wir im evolutionären Fluß der Entfaltung unserer eigenen Möglichkeiten. Hilfreich bzw. notwendig ist es, daß das Ego dabei ein geschickter, kraftvoller, ausdauernder und widerstandsfähiger Schwimmer ist.

In unserer Funktion als astrologische Berater kann es sehr wichtig sein, ein Gespür dafür zu entwickeln, an welchem Punkt der Entwicklung jemand in der hier besprochenen Hinsicht gerade steht. Ist der Ich-Kern dieses Menschen eher zu labil, so daß er tendenziell mehr zum hilflosen Spielball äußerer Gegebenheiten und eigenen inneren Ansturmes wird, so müssen wir ihn von unserer Haltung her eher in seinen Ich-Belangen stärken, indem wir uns zum Fürsprecher dieser Ich-Instanz machen. Ist der Ich-Kern eines Menschen allzu verhärtet, starr, hat er sich selbst, andere Menschen und das Leben überhaupt zu sehr im Griff, dann geht die gemeinsame Arbeit an der Bewußtwerdung und Entwicklung schwerpunktmäßig eher dahin, daß wir uns mehr zum Fürsprecher einer transzendenten Funktion machen. Dies entspräche einer - auf die astro-therapeutische Ebene übertragenen - allopathischen Vorgehensweise (ein Problem wird mit dem ihm gegensätzlichen Mittel behandelt).

Von unserer Seite her sind dabei Jedoch einseitige Haltungen zu meiden. Die Betonung der Bedeutung beider Funktionen für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen ist für mich immer oberstes Gebot. Und genau wegen dieses ganzheitlichen Verwobenseins beider Funktionen gibt es im praktisch-therapeutischen Vorgehen auch keine immer passenden Rezepte. In nicht weniger häufigen Fällen dieser Art der Problematik, ist meiner Überzeugung nach die - im übertragenen Sinne - homöopathische Vorgehensweise (Gleiches mit Gleichem heilen) ebenso angebracht, wie die vorher beschriebene.

Beispiel: Eine Klientin mit einer Sonne/Merkur/Neptun-Konjunktion im Skorpion wurde phasenweise - insbesondere bei Auslösungen dieser Konstellation - von leichten Gefühlen der Auflösung eigener Körpergrenzen und auch die ihrer äußeren Umgebung beunruhigt. In einigen gestalt-therapeutischen Einzelsitzungen kristallisierte sich heraus, daß sie in solchen Phasen in der Regel versuchte, ihre Lebensumstände viel zu sehr zu kontrollieren bzw. von anderen Menschen ihrer Umgebung kontrollieren zu lassen. Das blockierte ihren Lebensfluß. Das innere Bedürfnis nach grenzüberschreitenden Erfahrungen hatte kein adäquates Erlebensfeld. Das Symptom wurde auf diese Weise zum Ventil neptunischer Kraft. Neben verschiedenen Anregungen, diffuse und angstmachende Erfahrungen ihres Alltags im offenen Kontakt mit entsprechenden Menschen zu konfrontieren (allopathisch), machte sie darüber hinaus bereichernde Erfahrungen in angeleiteten Traum-Reisen, auf die sie sehr sensibel und erlebnisreich ansprach. Diese halfen ihr auch, Vertrauen in grenzauflösende Prozesse zu entwickeln und ihnen einen bewußten Kanal zu schaffen (homöopathisch).
Erst wenn psychotherapeutische und spirituelle Ansätze einander ergänzen, besteht die Möglichkeit, ein umfassenderes Spektrum menschlicher Wachstums- und Erfahrungs-Dimensionen bewußter zuzulassen. Wie das im Einzelfall konkret aussehen kann, sprengt jedoch den hier eingenommenen Rahmen. Meine Astrologie-Ausbildungs-Programme, in denen astrologisch-theoretisches Wissen und intensive Selbsterfahrung eine gleichberechtigte, sich fruchtbar ergänzende Einheit bilden, vermitteln einen konkreteren Einblick und ein vertieftes Verständnis dieser Möglichkeiten.
 

 

 
     

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