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Mensch & Kosmos
Astrologie & Sinn
11. Sept. 2001
Gestalt-Therapie
spirit. Therapie
Buch-Präsentation

 

Seite 18
Buch-Präsentation:

Astrologie, Psychotherapie und Spiritualität

Verlag videel · 221 Seiten, kartoniert · 17,80 EUR · ISBN 3-9335111-02-9
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Teil I - Hierarchie der Welten

4. Kapitel:
Die Integration psychologischer und spiritueller Ansätze in die hiesige astrologisch-therapeutische Arbeit

4.2. PSYCHOLOGIE         (ICH-STÄRKE)
       SPIRITUALITÄT       (EGO-TRANSZENDENZ)

4.2.1. UNBEWUSSTE IDENTIFIKATION
          UND BEGRIFFS-VERZERRUNG


Hier öffnen sich auf den ersten Blick scheinbar zwei Welten. Dennoch, ganz so eindeutig - wie es scheint - sind die Verhältnisse tatsächlich nicht. Je nach neurotischer und ideologischer Verhaftung findet oftmals ein Verwirrspiel undurchsichtiger Verzerrungen mit uns selbst und anderen statt, denn Begriffe und deren Verständnis sind keine einheitlich-faßbare Wirklichkeit, sondern eher Spiegel unseres jeweils subjektiven Befindens. Das gilt generell, also auch für Klienten und Therapeuten.

Das weitverbreitete Verständnis der Begriffe wie Ego-Transzendenz hat dabei nur allzu oft Assoziationen von Lebensschwäche, Bequemlichkeit, Ausdrucksangst, Lebensflucht etc. im Gefolge. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, daß sich solche Assoziationen im konkreten Leben tatsächlich vielfach bestätigen. Das ist gegeben, wenn z.B. die „bescheidende“ Zurückhaltung mancher Menschen dazu führt, daß sie in ihrer Umgebung oft nicht richtig ernst genommen werden oder daß im Extremfall die „Herzensgüte“ eines Menschen bewirkt, daß er nach „Strich und Faden“ ausgenutzt wird. In dem Maße, wie der Mensch hier versucht, sein Ego „herauszuhalten“, wird er entsprechend mehr verstrickt. Ausgerechnet spirituelle Weisheiten und oft genug auch spirituelle Lehrer, Astrologen etc. werden auf diese Weise ungewollt und unbewußt zu Hilfsfunktionen bleibender Welt-Verhaftung.

Andererseits wird vielfach der Begriff Ich-Stärke mit einer einseitig-blinden Ich-Bezogenheit assoziiert und in den realen Erlebensformen leider auch tatsächlich häufig damit verwechselt. Ich-Bezogenheit birgt aber immer auch Rücksichtslosigkeit, unreife Anmaßung, ego-gesteuertes Glücks- und Erfolgsstreben etc. in sich und hat mit wirklicher Ich-Stärke nichts mehr zu tun. Auf diese Weise machen wir uns selbst etwas vor und so mancher Psychotherapeut, Astrologe etc. läßt sich treu vor den Karren eines konventionell-materiellen Wertesystems spannen und leistet mit „bestem Wissen und Gewissen“ seinen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Kampfes „Jeder gegen Jeden“.

Der Kern des hier angesprochenen Problems liegt aber nicht bei einzelnen Leuten oder einseitigen Schulrichtungen. Diese sind nur die jeweiligen Repräsentanten unbewußter kollektiver, dualer Bewußtseinsvorgänge und -inhalte. Ohne Ausnahme tragen wir alle die beiden Facetten eines paradoxen Lebens-Mysteriums als EINHEIT in uns: „In der Welt sein“ und „Nicht von dieser Welt sein“. Sind wir als Menschen mit unserem Bewußtsein nicht stabil in diesem Paradox verankert (und wer ist das schon), so zerfällt unser Leben in zwei dynamische und in ihrer wechselseitigen Bedingung relativ unbewußte Erlebens-Pole: „Welt-Verhaftung“ (vorzugsweise durch den „Rationalisten“ repräsentiert) und „Welt-Flucht“ (insbesondere durch den „Esoteriker“ repräsentiert). Diese Pole erscheinen in unterschiedlichen Intensitätsgraden und individuellen Schwerpunktsverschiebungen in jedem von uns. Die Grenzen sind dabei fließend, Überlappungen die Regel und Identifizierungen durch das bewußte Selbstbild häufig schief.
Das Nicht-Gewahrsein dieser Inneren Vorgänge und das individuelle Wechselspiel der Pole führt in der Regel zur zwangsläufigen Identifikation mit einem Pol und begünstigt eine spezifische IDEE-ologische Fixierung. In der Projektion des „fremden“ Pols nach außen sieht der „Rationalist“, bzw. der eher rational orientierte Therapeut (Astrologe etc.) aus seinem Weltgebäude heraus zu Recht den übergewichtigen Pol des Weltflüchtigen, der ihm real oder in seinem IDEE-ologischen Denksystem begegnet. Seine eigene Weltflucht jedoch ist dabei einfach bloß „nicht-esoterisch“ und als solche für das ungeübte Auge oft nur schwer zu erkennen. Beispiele hierfür können wir uns alle selbst ausmalen, wenn wir uns dabei klarmachen, daß Weltflucht identisch ist mit der Flucht vor sich selbst, mit der Flucht vor der eigenen inneren Wirklichkeit - Flucht vor der eigenen Integrität. Kanäle dafür kennen wir alle zur Genüge. Sie heißen Konsum, Ruhm und Ehre, Macht, allzu oft „Selbstbewußtsein“ und sogar „Glück'“ oder „Freiheit“.
Genauso aber wird dem esoterisch Fixierten die „zu Recht“ empfundene Welt-Verhaftung des Rationalisten leider nur an diesem, nicht aber an sich selbst bewußt. Seine eigene Welt- bzw. Ego-Verhaftung jedoch erscheint dabei einfach bloß als „nicht-rational“ - ein ausgezeichneter Tarnanzug des Egos. Wir merken oft nicht, wie das Wort ICH in manchen Situationen auch durch das Nicht-Aussprechen geradezu in seiner Bedeutung diffus anschwillt und unbewußt entweder in „wissender“ bzw. „erleuchteter“ Selbstdarstellung oder aber in wehleidigem Märtyrertum („... die böse Welt da draußen, ... die anderen, ... die Unwissenden“) mündet.

Im umfassenden Verständnis dieser Art der Verzerrung ist es legitimerweise angebracht, die fälschlich eingenommenen Extrempositionen und die mit ihnen verbundenen Identifikationen in ihrem tatsächlichen Charakter zu hinterfragen und diese auch zu nivellieren, da auf dieser beschriebenen Ebene der Identifikation tatsächlich oftmals keinerlei wirklich klare Unterschiede in bezug auf diese Begriffe zu finden sind. Genau an diesem Punkt sind wir aber immer wieder aufs neue dazu aufgerufen, tief in uns selbst hineinzuschauen, inwieweit wir in unserem realen So-sein und aufgrund eigener Unbewußtheit mitunter viel mehr in genau den eben genannten Verzerrungsrastern gefangen sind, als wir es uns in der Identifizierung mit unserer IDEE-ologie und einem entsprechendem Selbstbild oft selbst vorgaukeln (möchten).
 

 

 
     

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